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Veranstaltungsbericht - 3. Münchner Armutskonferenz „Gemeinsam gegen Armut“
Veranstaltungsbericht des Sozialreferats - Fachstelle Armutsbekämpfung
Gemeinsam gegen Armut: Unter diesem Motto stand die 3. Münchener Armutskonferenz, die am 18. November 2023 im "shaere" in Neuperlach stattfand. Organisiert hatte die ganztägige Veranstaltung der Fachbereich Schuldner und Insolvenzberatung des Amtes für Soziale Sicherung in Kooperation mit REGSAM (Regionales Netzwerk für soziale Arbeit in München).
Die Veranstaltung war in zwei Blöcke unterteilt: Von 9.00 bis 12.00 Uhr standen auf einer Fachkonferenz unter der Moderation der Journalistin Senada Sokollu ein Fachvortrag, ein Podiumsgespräch sowie ein Interview mit Sozialreferentin Dorothee Schiwy im Mittelpunkt. Anschließend konnten sich Bürger*innen den ganzen Nachmittag an insgesamt 57 Ständen über das breit gefächerte Hilfs- und Beratungsangebot des Sozialreferates, der freien Träger der Wohlfahrtspflege und weiterer Institutionen wie etwa der Stadtwerke München informieren.
Bereits am Vormittag herrschte Hochbetrieb. Mit über 130 Teilnehmer*innen waren die Konferenzplätze fast ausgebucht. Bürgermeisterin Verena Dietl zeigte sich in ihrem Grußwort zu Beginn der Veranstaltung sehr erfreut über die große Resonanz. Sie hob hervor, dass die Landeshauptstadt mit einer Fülle von zusätzlichen Leistungen das nicht immer ausreichende gesetzliche Regelwerk im Sozialbereich ergänze, um einkommensschwachen Menschen ein Leben in Würde zu ermöglichen.
Der Armutsforscher Prof. Christoph Butterwegge wies in seinem Vortrag anhand einer Reihe von Beispielen mit Nachdruck auf das zunehmende Auseinanderdriften in der Gesellschaft Deutschlands hin. Die mittleren und unteren Einkommensgruppen würden immer stärker abgehängt, während die Spitzenverdiener und die Gruppe der Personen mit den größten Vermögenswerten immer reicher würden. Exemplarisch zeige sich das etwa am Spitzensteuersatz, der zu Zeiten der CDU-geführten Regierung von Helmut Kohl noch bei 53 Prozent lag und aktuell bei noch bei 43 Prozent liegt. Als Konsequenz dieser Entwicklung stellte Butterwegge eine zunehmende Abkehr immer größerer Bevölkerungsgruppen von den etablierten Parteien hin zu scheinbaren Alternativen dar. Er rief die Anwesenden zum Engagement auf gesellschaftspolitischer Ebene auf, um sich diesem Trend entgegenzustellen.
Im anschließenden, von Senada Sokollu moderierten Podiumsgespräch zeigten sechs von Armut betroffene Münchner Bürger*innen in großer Offenheit auf, wie rasch aus den verschiedensten Gründen der Verlust der beruflichen Existenz und damit auch der materiellen Sicherheit erfolgen kann und wie sehr dies die persönliche und familiäre Situation dauerhaft belastet. Gleichzeitig war beeindruckend, zu erfahren, wie sie eigene Ressourcen aktivieren, um ihre schwierige Situation zu bewältigen. Dazu gehört auch, sich ehrenamtlich für andere armutsbetroffene Menschen zu engagieren. Es wurde deutlich, dass es vor allem mit Blick auf die Situation von Alleinerziehenden einer Reihe von Verbesserungen bedarf. Das Sozialreferat wird zusammen mit den anderen, fachlich zuständigen Referaten der Landeshauptstadt München klären, wie die Forderungen und Wünsche, die im Rahmen der Podiumsdiskussion formuliert wurden, aufgegriffen werden können und wie es bei den benannten Problemen zu Verbesserungen kommen kann.
Den Schlusspunkt der Fachkonferenz setzte ein ausführliches Interview mit Sozialreferentin Dorothee Schiwy. Sie zeigte an einigen Punkten wie etwa der Wohngeldnovelle und der Mietpreisbremse auf, wie sehr gesetzliche Regelungen noch dringend einer Nachbesserung bedürfen, damit sie auch wirklich bei den Bürger*innen ankommen. Danach gab die Sozialreferentin den Startschuss zur anschließenden Messe unter dem Motto "Günstiger Leben in München. Eine Messe für Alle!" Zahlreiche Besucher*innen nutzten im Laufe des Nachmittags die Gelegenheit, sich an den insgesamt 57 Ständen darüber zu informieren, welche Möglichkeiten es in München gibt, Geld zu sparen, und welche Hilfs- und Unterstützungsangebote für Menschen mit geringen Einkommen oder in Notlagen zur Verfügung stehen. Die Organisator*innen, Bürgermeisterin Verena Dietl und Sozialreferentin Dorothee Schiwy zeigten sich erfreut darüber, wie gut die Messe angenommen wurde und wie gut die Bürger*innen mit den Fachkräften an den Ständen in Kontakt kamen. Dies sei ein Ansporn für die nächste Armutskonferenz, die 2025 stattfinden wird.